DIE RASSE

Der Chesapeake Bay Retriever ist der Traum jeden Arbeitgebers: Von so viel Leidenschaft, Zielstrebigkeit und Ausdauer können die meisten bei ihren Mitarbeitern vermutlich nur träumen. Die Freude, mit der der Chessie die ihm zugedachten Aufgaben annimmt, wirkt beinah ansteckend. Keine Aufgabe ist ihm zu viel, kein Wasser zu kalt, kein Gestrüpp zu eng, keine Ente zu schwer. Der „Arbeiter“ unter den Retrievern ist nicht nur ein leidenschaftlicher und nützlicher Jagdhelfer, sondern auch ein mutiger Wach- und Schutzhund sowie talentierter Rettungshund. Als Jagdhund zeigt er sein Können vor allem bei der Wasserjagd: mutig bricht er sich durchs Eis, schwimmt im eiskalten Wasser und taucht sogar nach der Jagdbeute. Der Chesapeake gibt erst auf, wenn er die Ente oder die Gans zu seinem Jagdführer apportiert hat. Darüber hinaus eignet sich der arbeitswillige Retriever mit der guten Nase auch hervorragend als Stöber- und Schweißhund.

So hart und selbständig er sich bei der Arbeit zeigt, so sensibel ist der Chesapeake aber auch. Zu seiner Familie, insbesondere zu seiner Bezugsperson, baut er eine sehr enge und intensive Bindung auf. Er ist freundlich, gutmütig und kinderlieb – so wie man es von einem Retriever erwartet. Gleichzeitig kann er aber auch sehr eigensinnig sein – eine Eigenart, die man einem Retriever wiederum nicht unbedingt zusprechen würde. Als ursprünglicher Arbeitshund ist er es gewohnt, selbständig zu arbeiten und eigene Entscheidungen zu treffen. Seine Intelligenz und sein Selbstbewusstsein lassen ihn an der Sinnhaftigkeit mancher Erziehungsversuche und Befehle zweifeln und so geht er bisweilen gerne auch mal eigene Wege. Doch einem „Rudelführer“, der seinen Arbeitseifer anerkennt und ihm Aufgaben anvertraut, die ihn sowohl körperlich als auch geistig fordern, wird der Chessie jederzeit bereitwillig folgen.

Ein Chesapeake Bay Retriever, der nicht arbeiten darf, wird schnell zu einem Problemhund. Die Rolle als Familienhund, die die meisten seiner Retriever-Kollegen mit Begeisterung übernehmen, füllt den arbeitswilligen Jagdhund bei weitem nicht aus. Wer ihm keine Jagdaufgaben stellt, sollte ihm zumindest die Rolle des Wachhundes anvertrauen. Denn im Gegensatz zu den übrigen Retrieverrassen legt der wachsame Chessie ein ausgeprägtes Schutzverhalten an den Tag. Allerdings kann auch dieser Charakterzug zu Problemen führen. Als Ersatz für mangelnde Arbeitsaufgaben neigen manche Chesapeakes dazu, ihr Revier übermäßig zu schützen und jeden Besucher – sei es auch nur den Briefträger – lauthals zu verbellen, was sicherlich nicht nur für den Besitzer selbst, sondern auch für die Nachbarn zur nervlichen Belastungsprobe werden kann. Mit einer konsequenten Erziehung durch einen erfahrenen Hundeführer, einer frühzeitigen Sozialisation und natürlich viel körperlicher Auslastung kann diesem Verhalten jedoch Einhalt geboten werden.

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